Aus großer Erwartung wird hohe Anforderung

Im privaten Wohnungsbau wird der Fliesenleger mit großen Erwartungen und Herausforderungen konfrontiert. Neben der technischen Funktionalität der Fliesenbeläge, haben die Auftraggeber hohe Erwartungen an das Design und eine optisch hochwertige Verlegung der Fliesen. Dieses ist angesichts der statistischen Nutzungsdauer eines durchschnittlichen Badezimmers von 19,5 Jahren und Erstellungskosten von im Durchschnitt 12700€ durchaus nachvollziehbar und gerechtfertigt. Resultierend aus der Erwartung, der Beratung und der hohen Investitionskosten, welche durch den Auftraggeber getätigt wurden, werden die ausgeführten Fliesenarbeiten besonders kritisch betrachtet. Im Zuge der Fliesenarbeiten oder bei Abnahme der handwerklichen Leistungen werden im privaten Wohnungsbau häufig Mängel aufgrund der optischen Verlegeleistungen der Fliesen gerügt.

 

Die 3 häufigsten optischen Mängel an verlegten Fliesen

Für Sie habe ich die drei häufigsten optischen Mängel im privaten Wohnungsbau zusammengetragen. Diese sind immer wiederkehrend, oftmals vermeidbar jedoch auch – je nach Ausprägung und Umfang – hinnehmbar. An erster Stelle, somit am häufigsten Gegenstand eines Mangels, stehen hier die Kanten in Fliesenbelägen. Nach den Kanten in Fliesen bzw. Fliesenbelägen folgen unterschiedlich breite Fugen und die Ausbildung von Ecken wie sie z.B. an Vorsatzschalen aus baulichen Gründen erstellt werden müssen.

 

Optischer Mangel an den verlegten Fliesen oder im Rahmen der Toleranz?

Nun stellt sich die Frage, woraus resultieren die optischen Mängel an den verlegten Fliesen und welche Toleranzen sind in der handwerklichen Leistung hinnehmbar? Dafür betrachten wir die 3 häufigsten optischen Mängel an den verlegten Fliesen einzelnd:

 

Kanten in Fliesenbelägen

Was umgangssprachlich als Kante im Fliesenbelag oder Kante in den Fliesen bezeichnet wird, nennt sich fachlich korrekt ausgedrückt: Höhendifferenz zwischen benachbarten Fliesen. Gerade im Streiflicht von Deckenleuchten, Baustrahler oder durch das natürliche Sonnenlicht werden die Kanten in den Fliesen deutlich sichtbarer. Da das Streiflicht zwar einfach zu erzeugen ist und auch ggf. in späterer Nutzung der Fliesenbeläge auftritt, ist dieses kein zulässiges und belastbares Kriterium zur Bewertung der vorhandenen Kanten in den Fliesenbelägen bzw. Höhendifferenzen zwischen benachbarten Fliesen. Hier ist es entscheidend, wie groß die Kante bzw. Höhendifferenz von der einen zur anderen Fliese ist. Dem Ausführenden steht eine handwerkliche Toleranz von +/- 1mm zzgl. Materialtoleranz zu. Die Materialtoleranz, oder auch Stofftoleranz genannt, bezieht sich unter anderem auf die Wölbung der Fliesenoberfläche. Um mehr über Kanten in Fliesenbelägen bzw. Höhendifferenzen zu benachbarten Fliesen zu erfahren, lesen Sie auch hier: Höhendifferenzen zwischen benachbarten Fliesen.  

 

Fugen in Fliesenbelägen

Zum einen haben Fugen in Fliesen und Fliesenbelägen die Aufgabe den Fliesenbelag optisch zu komplettieren, diesen hygienisch zu verschließen und handwerkliche wie aber auch Material bedingte Toleranzen aufzunehmen. Zum anderen wirken sie auf die Gestaltung des Fliesenbelages und somit des Badezimmers ein. Hier hat sich ein klarer Trend abgezeichnet. Von den üblichen Grautönen hin zum farblichen Abgleich der Fliese. Ziel, ein möglichst harmonisches Gesamtbild des Belages aus Fliesen und die Fuge möglichst unauffällig in die Fläche integrieren, um das gewählte Fliesenformat größer erscheinen zu lassen. Werden nun Toleranzen aus den Fliesen oder die natürlichen handwerklichen Toleranzen in den Breiten der Fugen aufgelöst, wirkt dieses optisch störend. Tritt dieses ein, gilt es zu wissen, dass der Fliesenleger Toleranzen – welche aus den Materialien resultieren – nur innerhalb der Fugen ausgleichen kann. Entscheidend ist, dass diese vermittelt werden. Das heißt, die Toleranz wird auf zwei oder mehrere Fugen verteilt. Wie ich bereits in dem Fachbeitrag Toleranzen bei Fugen in Fliesenbelägen erläutert habe, steht dem Fliesenleger auch hier eine handwerkliche Toleranz zu, diese Beträgt +/- 1mm. Entscheidend ist, dass diese auf die gemittelte Fugenbreite anzuwenden ist.

 

Eckausbildung bei Fliesenbelägen

Kein Badezimmer kommt ohne die Ausbildung von Ecken aus. Sei es zur Ablage einer Vorsatzschale, im Bereich der Fensterlaibungen oder einer Nische im Wandbereich der Dusche. Auch hier gibt es verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten. Sei es durch Fliesenprofile aus Edelstahl, Aluminium oder Kunststoff, wählbar als Winkel-, Viertelkreis- oder quadratisches Profil. Alternativ hat sich die Gestaltung der Ecke in einer 45° Ausführung, umgangssprachlich als „Jolly Kante“ bekannt, wieder zunehmender Beliebtheit erfreut. Diese zeichnet sich aufgrund ihre optischen „Unauffälligkeit“ aus. Die Wahl des farblich passenden Fugenmörtels oder die fugenlose Verklebung der beiden auf 45° zugeschnittenen Fliesenkanten unterstützt die "unauffällige" Eckausbildung. Liegt nun ein Fliesenprofil nicht gleichmäßig, nicht rechtwinklig an oder ist das Fliesenprofil im Stoßbereich nicht sauber angearbeitet, so führt dieses zur optischen Irritation. Bei einer 45° Ausführung führt eine nicht rechtwinklige Fliese oder eine Fuge in unterschiedlicher Breite zu einer optischen Störung. Hier gibt es je nach baulicher Situation, Art der Eckausbildung und der Fugenbreite, einige Punkte zu beachten. Welche das im Detail sind, ergeben sich aus der baulichen Situation und der damit verbundenen Anforderung. Auch an dieser Stelle greift zum einen die natürliche handwerkliche Toleranz von +/- 1mm und zum anderen ob die Art der Ausführung der mittleren Art und Güte entspricht.

 

Benötigen Sie eine Einschätzung zu den ausgeführten Arbeiten oder werden Ihnen optische Mängel gerügt, so freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme.

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Ron Achteresch
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